Rad-Lobbyistin Ilse von Lacroix steigt aus
- Kritik am Zustand der Radwege

 

Von Lars Strüning (Stader Tageblatt 07.04.2022)

 

 

Ilse von Lacroix schaltet einen Gang zurück. Die langjährige Vorsitzende vom Fahrradclub ADFC im Landkreis Stade hat ihr Amt abgegeben. Zur Ruhe setzt sie sich noch lange nicht. Und sie formuliert nach wie vor deutliche Kritik an der Politik.

Steigt noch lange nicht vom Rad: Ilse von Lacroix blickt frohen Mutes in die Zukunft. Foto: Strünin

 

15 Jahre war sie Stimme und Gesicht des ADFC, des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs im Kreisverband Stade. Immer wieder meldete sie sich zu Wort, legte den Finger in die Wunde, wenn es mit dem Fahrradwege-Ausbau mal wieder stockte, wenn Verkehrspolitik vor allem Autointeressen vertrat. Sie war Ansprechpartnerin für Verwaltung, Politik und Presse. Damit ist jetzt Schluss.

Ilse von Lacroix kann damit gut leben. Sie hat, wie sie findet, einen guten Nachfolger gefunden, denn die Rolle des oder der Vorsitzenden werde immer politischer. Das sei, da sie deutlich über 70 ist, nicht mehr ihr Ding.

 

Der ewig gleichen Forderungen müde

Vielleicht ist sie der ewig gleichen Forderung nach mehr Rücksichtnahme auf die Radler im Laufe der Jahre müde geworden. Von dem, was der ADFC ständig fordere, sei wenig umgesetzt worden.

So fiel die Wahl auf den Grünen-Politiker Tobias Archut, der wie Lacroix in Stade lebt. Archut ist langjähriges Ratsmitglied. Womöglich hat er einen besseren Zugang zu den Fraktionen und der Verwaltung.

Ilse von Lacroix sieht heute noch die Defizite. Die Radwege, gerade in der Stadt Stade, seien häufig ungepflegt, mit Büschen zugewachsen, das Pflaster uneben. Es sei zwar schon einiges geschehen, aber leider ohne Struktur.

Vor allem die unruhigen, hoppeligen Fahrten durch die neuen Kreisel ärgern sie. Lacroix: „In Himmelpforten an der B 73 klappt es doch auch.“ Die Regelung, dass Radler auf der Thuner Straße fahren sollen, hält sie für „mordsgefährlich“. Die Zu- und Ausfahrt zum Stadeum sei weiterhin ein neuralgischer Punkt.

Und warum werden die Schließfächer für Radler in Stade am Sande installiert? Da komme doch kein Radfahrer hin, wundert sie sich. Zudem seien die Öffnungszeiten der Tourist-Info nicht radfahrerfreundlich. Wenn um 10 Uhr geöffnet werde, sind die Radler schon über alle Berge.

 

Stade ist keine Fahrradstadt

Stade ist in ihren Augen keine Fahrradstadt. Aber das Umland sei eine Fahrradregion. Ilse von Lacroix freut sich über gut ausgeschilderte Themen- und Fernradwege. Und sie freut sich, ab sofort unbeschwert in die Pedale treten zu können. Als Tourenleiterin fing sie einst beim ADFC an. Die Natur hat es ihr angetan, was in Themenfahrten wie der Buschwindröschen-Tour deutlich wird.

Durch die Natur zu radeln, Land und Leuten nahe zu sein, die nähere Umgebung zu entdecken, das ist ihr Ding. Gerne vermittelt sie ihr Wissen an Urlaubsgruppen. „Einmal Lehrerin, immer Lehrerin“, muss sie sich dann von ihren ADFC-Mitstreitern anhören. Ilse von Lacroix leitete bis 2007 die Fröbelschule in Stade.

Ilse von Lacroix ist überzeugte Radfahrerin. Sie erklärt den Reiz so: „Ich bewege mich im Sitzen an der frischen Luft und komme schnell von A nach B.“ Bei Touren dann anzuhalten und Rast zu machen, wenn es landschaftlich gerade besonders schön ist, sei ein weiterer guter Grund, mit dem Zweirad unterwegs zu sein.

 

13.400 Kilometer in vier Jahren

Sie hat sich schon vor Jahren für ein Pedelec entschieden, ein Fahrrad mit Batterieunterstützung.Ich wohne schließlich auf dem Berg“, sagt sie mit einem Augenzwinkern. In vier Jahren hat sie 13 400 Kilometer abgestrampelt